
Geht es Ihnen wie anderen Unternehmen? Sie investieren in die SAP Business Technology Platform (BTP), ohne genau zu wissen, ob das was Sie bezahlen, auch das ist was Sie brauchen? Die Folge: ungenutzte Services, fehlende Kontrolle über Kosten und Risiken bei der Lizenzierung.
Dieser Artikel erklärt, was die SAP Business Technology Platform ist, wie sie aufgebaut ist und warum die Lizenzierung komplexer ist, als viele Unternehmen denken.
Was ist die SAP BTP?
Die SAP Business Technology Platform (BTP) ist das technologische Rückgrat vieler moderner SAP-Landschaften. Sie vereint Daten, Analytik, Künstliche Intelligenz, Anwendungsentwicklung, Automatisierung und Integrationslösungen in einer zentralen Cloud-Plattform. Technisch betrachtet handelt es sich um einen sogenannten Platform-as-a-Service (PaaS). Sie bildet die Infrastruktur, auf der Unternehmen ihre digitalen Anwendungen entwickeln, betreiben und skalieren. Sie müssen sich nicht mehr um Hardware oder Middleware kümmern.
Früher bekannt unter dem Namen SAP Cloud Platform (SCP), wurde die SAP BTP Anfang 2021 als überarbeitete und stark erweiterte Plattform eingeführt. Die SCP ging vollständig in der BTP auf. Der Funktionsumfang wurde seitdem kontinuierlich ausgebaut. Heute zählt die Plattform über 100 unterschiedliche Services. Darunter fallen Analysefunktionen, Data Warehousing, Machine Learning, Workflow-Automatisierung und API-Management. Die Plattform ist dabei bewusst modular aufgebaut. Kunden können genau die Komponenten lizenzieren, die sie benötigen. So die Theorie.
Quelle: SAP
Baukasten statt Monolith: Die Architektur der SAP BTP
Die SAP BTP setzt auf eine sogenannte modulare Multi-Cloud-Architektur. Das bedeutet, dass sie sich nicht nur aus verschiedenen technischen Bausteinen zusammensetzt, sondern auch über unterschiedliche Infrastrukturanbieter bereitgestellt werden kann. Unternehmen können zwischen SAP-Rechenzentren und Hyperscalern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google Cloud oder Alibaba Cloud wählen. Diese Flexibilität soll Unternehmen maximale Freiheit bei der Gestaltung ihrer Cloud-Strategie ermöglichen.
Innerhalb der Plattform gibt es vier zentrale Bereiche:
- Datenbank- und Datenmanagement:
Dazu gehören die SAP HANA Cloud, SAP Datasphere und weitere Tools zur Datenintegration und -verarbeitung. In diesem Jahr wurde die SAP Business Data Cloud (BDC) als zentrales Datenbankprodukt der SAP innerhalb der BTP veröffentlicht. - Anwendungsentwicklung und -integration:
SAP bietet hier klassische Entwicklungsumgebungen an, außerdem Low-Code- und No-Code-Lösungen, um Applikationen zu erstellen oder bestehende SAP-Systeme zu erweitern. Integriert sind ferner die SAP Integration Suite sowie SAP Extension Suite. - Analyse und künstliche Intelligenz:
Die SAP Analytics Cloud, der SAP AI Core und weitere Tools ermöglichen datengetriebene Entscheidungen und den Einsatz von KI in Geschäftsprozessen. Auch dieser Bereich wird von der SAP Business Data Cloud (BDC) unterstützt. - Automation und Prozessoptimierung:
Workflow Management, Robotic Process Automation und Business Rules Services erlauben eine umfassende Automatisierung von Prozessen.
Diese Struktur ist bewusst offengehalten. Unternehmen können sowohl SAP- als auch Drittanbieterlösungen integrieren. Der Grundgedanke: Das Unternehmen behält die Kontrolle über seine digitale Infrastruktur, während SAP die technologische Basis liefert.
Viel Potenzial – mit viel Unsicherheit
Die SAP BTP ist als Innovationsplattform konzipiert. Unternehmen sollen neue Prozesse, Oberflächen und Anwendungen aufsetzen können, ohne das ERP-Kernsystem zu verändern (Stichwort: Clean Core).
BTP-Lizenzen werden oft im Rahmen umfangreicher Pakete mitgeliefert. So etwa bei RISE with SAP. Unternehmen zahlen dann für die SAP BTP – setzen sie aber nicht aktiv ein. Die Gründe: fehlendes Wissen, unklare Zuständigkeiten oder die schiere Komplexität der Plattform.
Aus technischer Sicht ist die Plattform ebenfalls herausfordernd. Das sogenannte BTP Cockpit, den SAP für die Übersicht der genutzten Services anbietet, zeigt nur einen Bruchteil der tatsächlich relevanten Informationen. Entwickler und IT-Architekten arbeiten häufig in Silos. Eine ganzheitliche Sicht, die Kosten transparent macht und Kontrolle ermöglicht, bleibt dabei auf der Strecke.
Mit dem neuen FinOps-Tool für die BTP können zwar Prognosen erstellt und Alerts eingerichtet werden, aber auch diese Lösung hilft nur begrenzt.
SAP BTP Lizenzierung: Eine Wissenschaft für sich
Die SAP-BTP wird zukünftig ein hoher Kostenbestandteil in SAP-Rechnungen darstellen. Die Lizenzierung der SAP BTP wird damit immer wichtiger– und gleichzeitig eine der größten Herausforderungen. Es gibt mehrere Modelle:
- Pay-as-you-go: Kunden zahlen nur für tatsächlich genutzte Services. Dieses Modell eignet sich für Unternehmen, die flexibel bleiben wollen und ihre Nutzung gut kontrollieren.
- Cloud Credits: Es handelt sich hierbei um eine Art Prepaid-Modell. Unternehmen kaufen ein Guthaben und nutzen es für verschiedene Services. Oft kommt dieses Modell bei umfangreicheren Nutzungsszenarien im Rahmen eines BTP Enterprise Agreements zum Einsatz.
- Subskriptionsmodell: Monatlich oder jährlich bezahlte Lizenzen für definierte Services mit festen Kontingenten. Die geringe Flexibilität ermöglicht in diesem Modell höhere Rabatte.
Welches Modell zum Einsatz kommt, hängt vom Vertrag und vom geplanten Einsatz ab. Eine Herausforderung besteht darin, dass nicht jeder Service gleich funktioniert oder gleich abgerechnet wird. Einige Lizenzen basieren auf der Anzahl der User. Andere Services basieren auf verbrauchten Ressourcen, API-Calls oder Speicherplatz.
Was viele Unternehmen nicht wissen: Es existieren über 100 verschiedene BTP-Services und jede kann anderen Abrechnungslogiken folgen. Eine zentrale Lizenzübersicht, die wirklich alle genutzten Services mit Verbrauch und Kosten abbildet, ist nur mit viel Mühe zu erstellen.
Versteckte Risiken: Wenn Entwickler die Kosten treiben
Ein häufig unterschätztes Risiko ist die dezentrale Nutzung der Plattform. In vielen Unternehmen richten einzelne Abteilungen oder Entwicklerteams eigene Projekte auf der BTP ein. Die geschieht ohne die Rücksprache mit dem zentralen Lizenzmanagement.
Neue Applikationen, Integrationen oder KI-Projekte werden gestartet. Die Nutzung steigt und die Plattform mitsamt der Kosten wächst unbemerkt. Am Monatsende kommt das böse Erwachen: Die Cloud-Rechnung ist deutlich höher als erwartet. Ohne ein aktives Lizenzmanagement laufen Unternehmen Gefahr, in diese Kostenfalle zu tappen.
Entwickler konnten bisher in ihren Programmen sorglos die bezahlte Infrastruktur von SAP verwenden. In der BTP muss die Verwendung von Services in der Regel volumenabhängig bezahlt werden. Für die Entwicklung ein Paradigmenwechsel. Es geht in der BTP nicht mehr nur darum besonders stabile, schnelle und flexible Lösungen zu schaffen. Zukünftig müssen auch die Kosten der konsumierten Services einer App berücksichtigt werden.
Dazu kommt: Die tatsächliche Nutzung ist häufig intransparent. Ohne zentrale Steuerung und automatisiertes Reporting fällt es schwer, Compliance-Verstöße frühzeitig zu erkennen. Im schlimmsten Fall drohen Nachzahlungen oder kritische Befunde durch Wirtschaftsprüfer.
Fünf typische Fehler bei der Nutzung der SAP BTP
- Unterschätzung der Komplexität:
Viele Unternehmen unterschätzen den Umfang der Plattform. Sie starten zu schnell, ohne die Architektur vollständig zu durchdringen. - Fehlende Governance:
Ohne klare Zuständigkeiten und Prozesse für die Nutzung und Abrechnung wächst die Plattform unkontrolliert. - Intransparente Lizenzmodelle:
Unterschiedliche Abrechnungslogiken führen zu Missverständnissen – und unnötigen Kosten. - Nicht genutzte Lizenzen:
Viele Firmen zahlen für Services, die sie nicht nutzen. Oft weil sie im Gesamtpaket mit erworben wurden. - Fehlende Überwachung:
Ohne Tools zur automatisierten Auswertung der Nutzung bleiben Risiken unentdeckt.
Warum Software Asset Management jetzt wichtig ist?
Um die Kontrolle über die SAP BTP zurückzugewinnen, brauchen Unternehmen eine fundierte Strategie. Software Asset Management (SAM) wird zum entscheidenden Faktor. Es geht darum, Lizenzmodelle zu verstehen, Nutzungsdaten zu erfassen und Kostensenkungspotenziale aufzudecken.
Professionelles SAM hilft dabei, ungenutzte Lizenzen zu identifizieren, Übernutzung zu vermeiden und Compliance-Risiken zu senken. Gleichzeitig unterstützt es dabei, das volle Potenzial der Plattform auszuschöpfen – ohne Budgets zu überschreiten.
Wie SAMtoa Sie bei der SAP BTP unterstützt?
Die SAMtoa GmbH hat sich auf Software Asset Management spezialisiert – mit einem besonderen Fokus auf SAP-Lizenzen. Wir können neutral beraten, da wir unabhängig sind. Wir analysieren Ihre aktuelle BTP-Lizenzsituation, identifizieren Risiken und zeigen Optimierungspotenziale auf.
Unsere Leistungen im Überblick:
- Revisionssichere Lizenzbilanzen
- Transparente Analyse Ihrer SAP BTP-Nutzung
- Kostenoptimierung durch gezielten Lizenzeinsatz
- Implementierung und Betrieb von SAM-Tools
- Begleitung bei Audits und Lizenzverhandlungen
Wir verstehen die Dynamik der Cloud-Welt. Und wir wissen, wie Unternehmen ihre SAP BTP so nutzen, dass Innovation und Kontrolle kein Widerspruch sind.
Fazit: Mit Klarheit und Strategie zur erfolgreichen SAP BTP-Nutzung
Die SAP Business Technology Platform ist ein mächtiges Werkzeug. Sie eröffnet neue Möglichkeiten für Innovation, Datenintegration und Prozessautomatisierung. Doch ohne klare Strategie, Transparenz und fundiertes Lizenzmanagement droht sie zur Kostenfalle zu werden.
Unternehmen, die sich heute mit der Lizenzierung und Nutzung der SAP BTP befassen, sichern sich nicht nur Wettbewerbsvorteile. Sie verhindern ferner finanzielle Überraschungen und stellen die Weichen für eine nachhaltige, zukunftsorientierte IT-Strategie.
Fragen Sie sich, wie Ihre SAP BTP aktuell lizenziert ist? Wollen Sie wissen, welche Services Sie wirklich nutzen und was sie einsparen können?
Dann sprechen Sie mit uns.
Der Autor
Peter Piechota
License Analyst der SAMtoa GmbH