Das Microsoft Enterprise Agreement (EA) ist für viele Unternehmen der zentrale Baustein der IT-Beschaffung und macht nicht selten über 30 % der gesamten Softwareausgaben aus. Dabei sind Preissteigerungen die Norm, während Verhandlungsspielräume zunehmend eingeschränkt werden.
Ohne eine fundierte Verhandlungsstrategie riskieren Unternehmen erhebliche Mehrkosten, etwa durch überhöhte Azure-Commitments und Vertragsbedingungen, die weit hinter den Industry-Benchmarks liegen. Nur wer Microsofts Vorgehen genau versteht, kann unnötige Kosten vermeiden.
Dieser Artikel erläutert, wie Microsofts Verhandlungstaktiken zu durchbrechen sind, welche Ansätze zu besseren Konditionen führen und wie Unternehmen ihre IT-Kosten nachhaltig optimieren können.
Ein Microsoft Enterprise Agreement (EA) ist ein Lizenzvertrag speziell für mittlere und große Unternehmen ab 500 Nutzern oder Geräten. Es bietet eine standardisierte, flexible und kosteneffiziente Möglichkeit, Microsoft-Software in großem Umfang zu lizenzieren. Die Laufzeit beträgt in der Regel drei Jahre, währenddessen Unternehmen feste Preise, Rabatte und eine zentralisierte Verwaltung zugesichert werden.
Der Abschluss eines Enterprise Agreements bringt gewisse Verpflichtungen mit sich:
Unternehmen müssen in der Regel eine Mindestanzahl an Lizenzen für alle Benutzer erwerben (z. B. Windows, Office, CALs). Ein vollständiger „Enterprise-Wide“-Ansatz kann zusätzliche Rabatte ermöglichen.
Alle Lizenzen innerhalb eines EA müssen mit Software Assurance erworben werden. Dadurch haben Unternehmen stets Zugang zu den neuesten Versionen und Vorteilen.
Unternehmen müssen einmal pro Jahr die tatsächlich genutzten Lizenzen melden. Falls die Nutzung gestiegen ist, müssen zusätzliche Lizenzen nachträglich bezahlt werden.
In Standard-EAs gibt es jedoch kein True-down – Reduzierungen sind während der Laufzeit nicht vorgesehen (nur mit einem passenden Addendum).
Das klassische Enterprise Agreement (EA) basiert auf einer dauerhaften Lizenzierung:
Das Enterprise Agreement Subscription (EAS) basiert auf einem Abo-Modell:
Ein Microsoft Enterprise Agreement allein reicht nicht aus, um Lizenzen zu erwerben. Es muss mindestens ein Enrollment enthalten sein:
Während das klassische Enterprise Enrollment für Windows, Office und Client Access Licenses (CALs) gilt, ist das Server and Cloud Enrollment (SCE) speziell auf Serverprodukte wie SQL Server, Azure und Windows Server ausgerichtet.
Aktuelle Rabatte im SCE:
Microsoft verfolgt eine konsequente Verkaufsstrategie, die darauf abzielt, den Umsatz pro Kunde systematisch zu steigern. Jede Phase der Kundeninteraktion ist methodisch geplant. Unternehmen, die dieses Vorgehen nicht verstehen, laufen Gefahr, in nachteilige Vertragsstrukturen gedrängt zu werden.
Die Vertriebsteams von Microsoft agieren nach klaren Vorgaben und finanziellen Anreizen, die sich auf planbare Umsätze und langfristige Kundenbindung konzentrieren.
Bereits 18 Monate vor der EA-Verlängerung beginnt Microsoft intern mit der Planung für das nächste Renewal. Die wesentlichen Phasen sind:
Unternehmen, die diesen Mechanismen unvorbereitet gegenüberstehen, agieren schnell passiv, während Microsofts Vertrieb routiniert und methodisch agiert. Wie geht es besser?
Eine erfolgreiche Verhandlung des Microsoft Enterprise Agreements (EA) erfordert eine frühzeitige Planung. Unternehmen, die strukturiert vorgehen, sichern sich nicht nur bessere Konditionen, sondern minimieren auch vertragliche Risiken.
Der folgende Fünf-Phasen-Ansatz stellt sicher, dass Unternehmen vorbereitet in die Verhandlungen gehen und Microsofts Verkaufsstrategie zu ihrem Vorteil nutzen.
Vertragsmanagement wirkt zuerst wie eine administrative Aufgabe. Allerdings bringt es richtig umgesetzt deutlich mehr:
Daher ist Vertragsmanagement kein „nice to have“, sondern ein Steuerungsinstrument. Wer seine Verträge aktiv managt, spart Geld, verhindert Risiken und schafft folglich Entscheidungsfreiheit.
Nach der Bestandsaufnahme folgt die strategische Vorbereitung der Verhandlung. Ziel ist es, realistische Einsparziele zu definieren, Verhandlungsspielräume auszuloten und tragfähige Alternativszenarien zu entwickeln.
Eine enge Abstimmung zwischen Einkauf, IT und Geschäftsleitung ist essenziell, um mit einer klaren, einheitlichen Strategie in die Verhandlung zu gehen.
Die Verhandlung mit Microsoft erfordert eine datenbasierte und taktisch kluge Vorgehensweise. Unternehmen sollten Microsofts erste Angebote genau analysieren, Gegenangebote formulieren und gezielt auf Vertragsoptimierungen hinwirken. Jedes „Ask“ muss begründet und durchdacht sein.
Nach erfolgreichen Verhandlungen ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Entscheidend sind die Implementierung und das Vertragsmanagement, um ausgehandelte Vorteile langfristig zu sichern. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle Vertragsdetails genau geprüft und dokumentiert sind.
Häufiger Fehler: Verhandlungen zu kurzfristig planen. Unternehmen sollten mindestens 8-12 Monate Vorlauf einplanen.
Häufiger Fehler: Unternehmen akzeptieren hohe Cloud-Commitments ohne eine realistische Bedarfsplanung.
Häufiger Fehler: Unternehmen unterschätzen langfristige Vertragsbedingungen. Kündigungsrechte, Preisanpassungen und Compliance-Klauseln können finanzielle Auswirkungen haben.
Häufiger Fehler: Unternehmen lassen sich von aggressiven Produkt-Rabatten locken, ohne die langfristigen Kosten zu berücksichtigen. Viele Einführungsrabatte entfallen oftmals erst im Folgevertrag
Häufiger Fehler: Unternehmen geben Microsoft zu viele Nutzungsdaten preis. Übermäßige Transparenz über Lizenz-Deployments reduziert den eigenen Verhandlungsspielraum.
Microsofts Lizenzierungslandschaft verändert sich stetig. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, langfristig wettbewerbsfähige Vertragskonditionen zu sichern. Erfolgreiche EA-Verhandlungen erfordern daher eine fundierte Vorbereitung, eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage und eine klare Verhandlungsstrategie. Unternehmen, die frühzeitig Transparenz über ihren Lizenzbedarf schaffen, Microsofts Verkaufsmechanismen gezielt ausnutzen und Alternativszenarien bewerten, können folglich erhebliche Einsparungen erzielen und gleichzeitig eine zukunftssichere Lizenzstrategie etablieren.
Insbesondere kleinere und mittlere EA-Kunden schauen auf unruhige Zeiten. Microsoft entwickelt das Enterprise Agreement gezielt weiter und versucht immer öfter, das Microsoft Customer Agreement for Enterprise (MCA-E) zu platzieren. Erste Kunden berichten davon, dass Ihnen gar kein Enterprise Agreement mehr angeboten wird. Das neue MCA-E Modell ist ein Vertrag ohne Vertragslaufzeit – es gilt auf unbestimmte Zeit. Folglich wird der Verhandlungsspielraum für Unternehmen weiter reduziert.
Weitere Preisrisiken entstehen dadurch, dass das MCA-E in Dollar bezahlt wird. Es müssen also auch Rücklagen für Währungsschwankungen gebildet werden. Unternehmen sollten sorgfältig prüfen, ob MCA-E oder alternative Lizenzierungsmodelle wie Cloud Solution Provider (CSP) langfristig bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen bieten.
Mehr denn je gilt: Der Schlüssel zu einer erfolgreichen IT-Beschaffung liegt in einer proaktiven und flexiblen Lizenzstrategie. Wer rechtzeitig alle Optionen bewertet, Verhandlungen auf fundierten Daten aufbaut und sich nicht von Microsofts Taktiken unter Druck setzen lässt, sichert sich nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern auch nachhaltige Kostenvorteile und strategische Planungssicherheit.
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