Wieder einmal gab es kürzlich Neuigkeiten von Oracle bezüglich deren Java-Lizenzierung. Nach dem Update aus dem Jahr 2021, dass es doch wieder kostenfreie Nutzungen mit Support für bestimmte Versionen geben sollte, hat Oracle in diesem Jahr (2023) kurzerhand die Metrik für Java geändert.
Wenn man wenig Zeit hat und versucht, die Oracle Java-Regeln zu verstehen, wirkt die Lizenzierung chaotisch und man hat schon keine Lust mehr, sich damit zu beschäftigen.
Aber das ist gefährlich. In den letzten Monaten hat der Oracle-Vertrieb verstärkt Kontakt zu Kunden aufgenommen und wenn der Vertrieb verstärkt agiert, nehmen auch die Audits zu.
Das sollte ein guter Grund sein, sich doch noch einmal mit den Oracle Java Lizenzierungsregeln zu beschäftigen.
Mit diesen vier Schritten kann jeder das Java-Lizenzrisiko in den Griff bekommen.
Schritt 1: Verstehen Sie die Java-Lizenzierung im Zeitablauf
Vor 2010 gehörte Java zu Sun Microsystems und war frei nutzbar. Die Versionen bis zum Verkauf an Oracle in 2010 (Java 1-5) wurden vor 2010 veröffentlicht und fallen damit nicht in die „Oracle-Zeit“.
Mit dem Kauf durch Oracle kann Java nur noch unter den Lizenzbedingungen des BCLAs (Oracle Binary Code License Agreement) genutzt werden.
Die Version 10 und auch die Version 8 ab Patch 201 fällt nun unter BCLA, welches beim Download akzeptiert werden muss. Alle nächsten Versionen unterliegen dem BCLA. Wer die Bedingungen des BCLAs liest, sieht, dass Oracle für bestimmte Nutzung Lizenzkosten verlangt. Eine Nutzungsprüfung ist notwendig und empfehlenswert.
Die neuen Produktnamen von Oracle heißen: Java SE Advanced und Java SE Suite.
Im Jahr 2018 schreckt Oracle erneut die Java-Nutzer auf. Die kostenfreien Sicherheitsupdates werden eingestellt. Ab 2019 ist die Nutzung von alten Java-Versionen entweder sicherheitskritisch oder lizenzkostenpflichtig.
Gute Nachrichten sind im Jahr 2021 verkündete worden: Es gibt wieder eine freie Nutzung von Java unter den Lizenzbedingungen von Oracle „No-Fee Terms and Conditions“.
Diese Lizenz gilt für die Version 17 des Oracle JDK und alle zukünftigen Versionen mit einem Supportzeitraum, der derzeit bis mindestens 2024 dauert.
Achtung: In diesem Jahr, 2023, wird alles wieder anders. Oracle hat im Januar die Metrik für Java verändert. In der Preisliste von Oracle ist Java nur noch per „Employee-Metrik“ verfügbar. Es gibt keine „Named-User-Lizenzen oder Prozessor-Lizenzen mehr. Java wird per Mitarbeiter lizenziert und zwar gemäß Oracle-Definition: Wird eine lizenzpflichtige Java-Installation eingesetzt, ist jeder Mitarbeiter (inkl. externen Mitarbeitern) zu lizenzieren!
Schritt 2: Machen Sie sich mit den Lizenzbedingungen vertraut
Oracle Java konnte ab 2010 heruntergeladen und genutzt werden, wenn man die BCLA-Vereinbarungen akzeptiert hat. Aber was hat man eigentlich akzeptiert und wann wird aus der Nutzung unter BCLA eine Nutzung unter Java OTN SE (lizenzkostenpflichtig)?
- Eine Nutzung unter Java OTN SE liegt vor, wenn Sie bestimmte Versionen einsetzen:
- Java in den Versionen 11 bis 16 eingesetzt wird
- Java 8 eingesetzt wird und Patches und Update s benötigt werden (ab Update 211 gilt OTN SE)
- Eine Nutzung unter Java OTN SE liegt vor, wenn Sie kommerzielle Funktionen nutzen
- Java SE Enterprise (MSI): Ermöglicht Masseninstallation
- Java Flight Recorder: Diagnosetool
- Java Mission Control: Dient der Überwachung und Verwaltung
- Java Advanced Management Konsole: Verfolgt Java-Nutzungen
Kostenpflichtig ist Java unter BCL wenn Sie eine dieser Fragen mit Ja beantworten müssen:
Benötigt eine Java Installation Updates?
Werden kommerzielle Funktionen eingesetzt?
Entwickeln Sie eigene Lösungen, mit Einsatz von Java, um diese selbst zu nutzen?
Ignoriert werden können Installationen für die Drittanbieter die benötigten Java-Lizenzen mitbringen (z.B. SAP).
Schließlich gibt es noch einige Produkte von Oracle, die Ihnen einen Java-Einsatz kostenlos ermöglichen.
Das ist der Fall, wenn Sie zum Beispiel eines der Produkte der Liste A:
- Oracle SQL Developer
- JACIC (Japan Construction Information Center Foundation) Electronic Bidding Systems
Oder der Liste B:
- Oracle Forms, und Applikationen, die Oracle Forms beinhalten
- Oracle E-Business Suite, und Applikationen, die Oracle E-Business Suite beinhalten
- Oracle WebLogic Server Product client applications.
- Oracle Coherence Product client applications.
- JD Edwards
- Oracle AutoVue Produkte
- Oracle Secure Global Desktop
- Oracle Demantra Produkte
einsetzten.
Schritt 3: Entscheiden Sie was in welcher Metrik zu lizenzieren ist
Die Oracle Java Lizenzierung erfolgte noch bis vor Kurzem User- bzw. Prozessorbasiert. Hier galt:
Im Java SE Desktop Abonnement sind Named User Plus (NUP) Lizenzen notwendig. Es werden User gezählt und für diese Abos abgeschlossen.
Im Server-Bereich und damit im Java SE Abonnement wurden Prozessoren lizenziert.
Wichtig: Achten Sie auf Oracle Java – Installationen in virtuellen Server-Umgebungen.
Wenn Sie lizenzpflichtige Installationen auf virtuellen Servern haben, wird aus einer Installation schnell ein kostspieliges Unterfangen. Wie auch in der Oracle-Lizenzierung für Datenbanken wurden unter Umständen alle Prozessoren und Kerne eines Clusters oder vCenters relevant.
So sahen bislang die Lizenzierungsmöglichkeiten für Java aus:
Waren Sie bislang korrekt lizenziert?
Die neue Metrik heißt: Per Employee. Wenn Sie bislang Ihre Installationen gut auf Lizenznotwendigkeit geprüft und eventuell einen laufenden Vertrag haben, können Sie zu den abgeschlossenen Vertragskonditionen auch weiterhin Lizenzen erwerben. Wenn Sie Oracle Java umfangreich nutzen und auch im virtuellen Serverbereich, kann es für Sie sogar vorteilhaft sein auf die neue Metrik zu wechseln.
Für die meisten Java-Nutzer wird es mit der neuen Metrik vermutlich deutlich teurer. Wer noch keinen Vertrag auf NUP- oder Prozessor-Basis hat, muss alle Mitarbeiter mit einer Employee-Lizenz ausstatten. Ein Unternehmen mit 5.000 Mitarbeiter muss pro Jahr 630.000 USD bezahlen, auch wenn Java nur in geringem Umfang genutzt wird.
Schritt 4: Treffen Sie eine gute Entscheidung
Der erste Schritt zu einer guten Entscheidung ist, sich einen Überblick über Ihre eingesetzten Java-Installationen zu verschaffen. Die gängigen Inventory-Scanner ermitteln die installierten Versionen für Sie.
Suchen Sie dann einen pragmatischen Lösungsweg:
- Prüfen Sie, wo Java generell nicht mehr benötigt wird. Hier kann es deinstalliert werden.
- Wo wird Java benötigt, und zwar in einer Version für die Sicherheitsupdates notwendig sind? Hier haben Sie folgende Möglichkeiten:
- Haben Sie bereits ein Abo? Führen Sie dies fort und bestehen Sie auf der bislang gültigen Metrik
- Führen Sie ein Upgrade auf Version 17 durch
- Nutzen Sie Alternativen von anderen Java-Distributoren.
- Informieren Sie alle Beteiligten über Ihre Java-Strategie und planen Sie einen regelmäßigen Java-Check in Ihre Aufgaben ein.
- Solange Sie Java nicht lizenziert haben, überwachen Sie kontinuierlich Ihre Infrastruktur. Eine einzelne unerkannte Java-Installation kann dazu führen, dass Sie für alle Mitarbeiter eine Lizenz erwerben müssen.
Wir helfen gerne!
Aufgrund unserer Erfahrungen können wir schnell Risiken und Chancen identifizieren. Wir helfen Ihnen die optimalen Lizenzierung für Ihre Java-Nutzung herauszufinden. Nutzen Sie unsere Templates, um sich Arbeit zu sparen. Treffen Sie mit unserer Hilfe die richtigen Entscheidungen und entwickeln Sie eine nachhaltige Java-Strategie.
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Der Autor
Kirsten Springer
Geschäftsführerin und Lizenzexpertin der SAMtoa GmbH