Als ich letztens über meine Anfänge im Lizenzmanagement nachdachte, erinnerte ich mich daran, wie komplex und undurchsichtig das Thema damals erschien. Ich war gerade frisch von der Uni gekommen und hatte wenig Erfahrung in der IT-Branche. Doch ich war fest entschlossen, mich in meinem neuen Job zu beweisen.
Für mich hatte Lizenzmanagement immer etwas mit Mathematik zu tun und mit der Notwendigkeit, zwei Seiten zusammenzubringen, die sich nur vage kannten: die technische Seite und die kaufmännische Seite. Auf der technischen Seite ging es darum, herauszufinden, welche Software installiert war, während auf der kaufmännischen Seite nach den erworbenen Lizenzen gefragt wurde – mit oder ohne Wartung. Heutzutage ist das immer noch so, aber die Ermittlung der technischen Seite ist automatisierter geworden. Früher verbrachten ich und meine Kollegen viele Stunden damit, ein Fingerprint-Mapping aufzubauen – eine Excel-Datei mit vielen hundert Einträgen an gescannten Dateien, die klassifiziert werden mussten. Heute können wir einfach im Internet nach dem Namen des Produkts suchen.
Die kaufmännische Seite war damals auch kompliziert. SKUs gab es nur sehr vereinzelt, und die Versions-Ketten konnte man nur mit mühsamer Recherche herausfinden. Hatte man nun eine Lizenz mit Wartung vorliegen, stellte sich gleich die nächste Frage: bis zu welcher Version galt das Downgrade-Recht? Viele unserer Kunden hatten Lizenzen auf Papier – manchmal tatsächlich auch auf Pappe – in Schränken und Kellern. Manche Lizenzen, die ganz sicher vorhanden sein mussten, tauchten niemals mehr auf.
In den letzten Jahren hat sich viel geändert:
- Das Lizenzmanagement ist bei fast allen Firmen als eigenständiges Thema mit Verantwortlichen etabliert.
- Es gibt mehr Personen, die sich mit Lizenzmanagement beschäftigen.
- Softwarehersteller haben sich immer neue und kompliziertere Metriken einfallen lassen.
- Vermutlich jede Firma nutzt Virtualisierung, und für die Nutzung in virtuellen Umgebungen haben fast alle Hersteller Sonderregelungen eingeführt.
- Die Software aus der Cloud (SaaS) ist erfunden worden und setzt sich immer mehr durch.
- Software wird zu immer größeren Teilen nicht mehr gekauft, sondern gemietet.
- Lizenzmanagement-Tools bringen umfangreiche Kataloge mit SKUs für Lizenzen und Erkennungsregeln für Installationen mit.
Die Aufgaben des heutigen Lizenzmanagements sind gewachsen. Es geht nicht mehr darum, herauszufinden, ob es sich bei einer Installation um ein Office Standard oder ein Office Professional handelt. Das können Tools heute auswerten. Stattdessen geht es darum, Software nach idealen Metriken auszuwählen und Cloud-Produkte so zu nutzen, dass nichts online gebucht wird, was nicht benötigt wird. Kostenoptimierung steht im Vordergrund, nicht mehr Compliance.
Lizenzmanagement hat immer noch etwas mit Mathematik zu tun und es müssen immer noch zwei Seiten zusammengebracht werden, die sich nur vage kennen. Wie hat sich Lizenzmanagement bei Ihnen entwickelt? Wir finden es spannend, die Entwicklung in Ihrem Unternehmen kennenzulernen.
Der Autor
Kirsten Springer
Geschäftsführerin und Lizenzexpertin der SAMtoa GmbH