Oracle hat just eine neue Preisliste veröffentlicht, die erst einmal sprachlos macht. In der neuen Preisliste für Java vom 23.01.2023 taucht anstelle der bekannten Lizenzierungsmodelle „Named User Plus“ oder „Prozessor“ nur noch „Employee for Java SE Universal Subscription“ auf. Was heißt das und vor allem, was sind die Konsequenzen?
Alle Unternehmen, die bislang Java per Named User Plus lizenziert haben, müssen sich darauf einstellen, dass zukünftig nicht mehr nur die wirklich Java-nutzenden Personen eine Lizenz benötigen, sondern ALLE Mitarbeiter des Unternehmens.
Oracle definiert den “Employee for Java SE Universal Subscription” folgendermaßen:
(i) alle Ihre Vollzeit-, Teilzeit- und Zeitarbeitskräfte und (ii) alle Vollzeit-, Teilzeit- und Zeitarbeitskräfte Ihrer Vertreter, Auftragnehmer, Outsourcer und Berater.
Das bedeutet, wenn Ihr Unternehmen 1000 Personen beschäftigt, aber nur 100 Personen Java benötigen, müssen Sie für 1000 Personen Java lizenzieren. Das ist ein gravierender Unterschied, wenn Sie bislang 100 Java Named User Plus lizenziert haben. Zusätzlich ist die Employee-Lizenz etwa 5x so teuer wie die Named User Plus-Lizenz.
Wie kann man dem ersten Schreck entgegentreten. Hier kommen einige Hinweise, die wir mit unserem Partner Redress Compliance für Sie zusammengestellt haben.
- Wenn Sie Java SE-Abonnements erworben haben, weiß Oracle, dass Sie Java nutzen, und Sie müssen damit rechnen, dass Oracle Sie wegen eines großen Upgrades für Ihre Erneuerungsgebühr für Java SE-Lizenzen kontaktiert.
- Sollten Sie daran denken, eine Subscription zu den neuen Oracle-Konditionen abzuschließen, bringen Sie in Erfahrung wie viele lizenzpflichtige Personen zu Ihrem Unternehmen gehören. Das kann eine langwierige Aufgabe sein.
- Oracle hat seine Audit-Funktionen für Java verbessert. Sie können Software Asset Management-Tools von Drittanbietern einsetzen, um für Ihr Unternehmen die Java-Nutzung zu prüfen.
- Wenn Sie ältere Java-Versionen einsetzen und dachten, Sie bräuchten keine Lizenz, sollten Sie dies noch einmal überprüfen. Die meisten Unternehmen sind fälschlicherweise davon ausgegangen, dass für ältere Java-Versionen keine Lizenz erforderlich ist.
- Kunden, die Java ULAs hatten, werden höchstwahrscheinlich keine Verlängerung angeboten bekommen und stattdessen auf diese neue Lizenzmetrik umgestellt, die Ihr Unternehmen in den meisten Fällen mehr kosten wird als die ULA.
- Verhandlungsgeschick und Erfahrung mit Oracle werden für Kunden sehr viel wichtiger sein, um zu vermeiden, dass sie jedes Jahr Millionen von Dollar für ihre Java-Nutzung zahlen müssen.
- Wenn Sie bereits Java lizenziert haben, können Sie die Subscription zwar verlängern, aber Erweiterungen sind höchstwahrscheinlich nicht möglich.
- Wenn Sie ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern sind und Java für 500 Benutzer verwenden konnten Sie in der Vergangenheit Lizenzen für 500 Benutzer erwerben. Jetzt müssen Sie mindestens 10 000 Benutzer lizenzieren. Das bedeutet jährliche Kosten in Höhe von 1 Million Dollar pro Jahr.
- Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht darin, die Java-Lizenzierung zu verstehen. Haben Sie den Fehler gemacht, ältere Versionen von Java nicht zu lizenzieren? Können Sie sich von Oracle trennen? Wenn nicht, müssen Sie Ihren besten Oracle-Verhandlungspartner auf diese Angelegenheit ansetzen, um die Auswirkungen zu minimieren.
- Es reicht eine lizenzpflichtige Installation von Java und Sie müssen alle Mitarbeiter lizenzieren. Wir empfehlen dringend regelmäßig zu prüfen, ob wirklich keine lizenzpflichtige Nutzung vorliegt.
Wenn Sie Hilfe bei der Bewertung dieser Änderung für Sie benötigen, wenden Sie sich gerne an mich.
Der Autor
Kirsten Springer
Geschäftsführerin und Lizenzexpertin der SAMtoa GmbH